Offener Brief Hans J. Jansen (6.10.2013)

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Jetzt das Einkaufszentrum im Opel-Altwerk zu den Akten legen

Die Mehrheit der Rüsselsheimer Bevölkerung spricht sich eindeutig gegen ein Einkaufszentrum im Opel-Forum aus. Immer mehr Stadtverordnete der verschiedenen Parteien schließen sich dieser Meinung an. Und es sind vor allem Fakten, die gegen ein solches Einkaufszentrum im Opel-Altwerk sprechen.

Damit es zu einer notwendigen und umgehenden Entscheidung gegen ein EKZ im Opel-Altwerk kommt, hier noch einmal die wichtigsten Fakten.

Kundenströme und Übersättigung

Von Anfang an wurde von den Befürwortern des EKZ mit falschen Zahlen gehandelt, was die möglichen Kundenströme anbelangt. Von 220 000 möglichen Kunden wurde gesprochen und dabei die bereits vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten in der Rhein-Main-City (Darmstadt, Weiterstadt, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden) nicht berücksichtigt. Damit wurde auch die Übersättigung außer Acht gelassen, die jetzt schon zur Insolvenz von Ketten führt und damit auch zur Vernichtung von Arbeitsplätzen.

Bei einer genauen Prüfung der möglichen Kundenströme aus der Region kommt man auf maximal 110 000 Kunden, wenn man dabei auch ältere Menschen und Kleinkinder mit einbezieht. Dies reicht aber für ein EKZ dieser Größenordnung nicht aus. Darüber hinaus werden viele Geschäfte der Rüsselsheimer Innenstadt - und damit hunderte von Arbeitsplätzen - vernichtet

Die Firmennachfrage und das mögliche Angebot

Seit Jahren wird für das EKZ bei Handelsunternehmen geworben. Doch die Nachfrage ist mehr als verhalten. Fakt ist, dass diese Unternehmen prüfen, ob sie die notwendigen Umsätze in Rüsselsheim überhaupt erzielen können. Berücksichtigt wird dabei auch die Entwicklung der Anzahl der Arbeitsplätze bei Opel: Hier ist der Arbeitsplatzabbau noch nicht gestoppt. Dies führt auch - neben anderen Faktoren - dazu, dass das Image von Rüsselsheim leidet.

Die möglichen Mieter, die bisher genannt wurden, sind nicht gerade im attraktiven Bereich angesiedelt. Es handelt sich vorwiegend um Billiganbieter. Diese werden keine zusätzlichen Kunden nach Rüsselsheim locken.

Auch ist die Argumentation falsch, wir bräuchten ein bezahlbares Angebot für junge Leute, wenn damit nur Firmen wie HM rekrutiert werden, die ihre Waren unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren lassen oder aus Ländern beziehen, in denen die Arbeitsbedingungen denen in Straflagern entsprechen.

Die Verkehrsanbindung

Es ist schon erstaunlich, dass immer wieder begründet wurde, dass eine Brücke über die Bahn gebaut werden müssen, damit die Investoren die EKZ errichten würden. Dies sei eine grundsätzliche Bedingung. Nachdem nun das RP Darmstadt der Stadt Rüsselsheim strikte Sparmaßnahmen auferlegt hat, ist das Projekt gecancelt worden.

Jetzt wird eine Verkehrsanbindung über die Ludwigstraße ins Gespräch gebracht, bei der weder Lärmbelästigung für die Anwohner, noch die Gefahr für die Schüler der Grundschule Innenstadt, noch die erhebliche Mehrbelastung für die Innenstadt überhaupt t berücksichtigt werden. Offensichtlich werden hier von den Verantwortlichen, ähnlich wie beim Flughafen Frankfurt wirtschaftliche Interessen wichtiger als die Menschen vor Ort angesehen.

Kein schlüssiges Konzept

Insgesamt ist das Konzept für diesen Bereich nicht schlüssig. Ein Autowerk, ein Opel-Automuseum soll nur entstehen, wenn das EKZ gebaut wird. Dazu die konkrete Frage: Wer von den Kunden des EKZ geht nach dem Einkauf und vielleicht einem Kaffee in der Einkaufsmeile dann noch ins Museum? Oder gar noch in die Innenstadt, um dort weiter einzukaufen? Wer damit argumentiert, hat die Fakten und Untersuchungen der GfK nicht berücksichtigt. Darin wurde festgestellt, dass die Kunden maximal 600 bis 800 Meter bei ihrem Einkauf laufen und dann zum Auto wollen. Diese Strecke haben die Kunden im Regelfall bereits hinter sich, wenn sie nur einmal durch das EKZ gelaufen sind.

 

 

Mögliche Alternativen für die Innenstadt, das Werk und die Stadt insgesamt

  1. Gemeinsam sollten Wirtschaftsförderung, Gewerbeverein, Treffpunkt Innenstadt und Hausbesitzer ein Konzept entwickeln, mit dem die Rüsselsheimer Innenstadt attraktiver gemacht wird. Dazu gehört die Schaffung von ansprechenden Geschäftsräumen mittlerer Größe mit preisgünstigen Mieten, die hochwertige Unternehmen nach Rüsselsheim locken. Das klare Ziel: Mit einem vielfältigen, hochwertigen Angebot, mit entsprechendem Service und Personal soll eine innerstädtische Einkaufsmeile entstehen, die sich grundsätzlich von dem Einheitsangebot anderer Städte unterscheidet. Damit kann in den überregionalen Zeitungen und der Wirtschaftspresse geworben werden, um auf Rüsselsheim aufmerksam zu machen. Diese Einmaligkeit wird Menschen nach Rüsselsheim locken.
  2. Im Opel-Altwerk könnte ein wirkliches Industrie-Museum entstehen, in dem gezeigt wird, wie „Arbeit“ sich seit Bestehen des Werks verändert hat. In den Hallen könnten Förderbänder aus verschiedenen Jahrzehnten vergleichend parallel ausgestellt werden, um diese Entwicklung und damit auch die Geschichte von Opel aufzuzeigen. Gleichzeitig könnten dazu die Autos gestellt werden, die zu den jeweiligen Zeiten produziert wurden. Auch hier das Ziel, mit Einmaligkeit Menschen aus der ganzen Republik nach Rüsselsheim, in die  grüne Opelstadt zu holen. Dazu ist aber auch ein zusätzliches Engagement von Opel bzw. von GM notwendig. Eine entsprechende Außenpräsentation würde auch bedeuten, dass die Opelbauten hin zur Bahn in einen optisch attraktiven Zustand gebracht werden. Dies ist auch für die Automarke förderlich.
  3. Eine sinnvolle Nutzung der Gebäudeteile des Werkes entlang der Weisenauer-Straße wäre die Schaffung von Wohnraum für Studenten der Rhein-Main-City, die direkt am Bahnhof gute Verbindungen zu den Universitäten und der Fachhochschulen hätten.
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Rüsselsheim, das grüne Schmuckstück am Untermain

Mit der Oldtimer-Rennbahn

Mit einer „permanenten Landesgartenschau“ – einem „Main-Park“ - ist eine weitere entscheidende Aufwertung von Rüsselsheim möglich. In diesem“ Main-Park“ sind der Verna-Park, die Opel-Villen, die Festung, das Mainufer und eine Gartenlandschaft zwischen Rüsselsheim und Raunheim bis hin zum Ostpark berücksichtigt. Dieser Main-Park und die  Museen werden gemeinsam bundesweit beworben und zeigen das vielfältige attraktive Bild der Stadt am Untermain.

Dieses Bild würde durch eine Rekonstruierung eines Teils der alten Opel-Rennbahn außerhalb des Naturschutzgeländes ergänzt. Dort könnten einige, kleine (eine Runde) Autorennen mit Oldtimern stattfinden.

Rüsselsheim hat Chancen, deshalb braucht es die richtigen Entscheidungen.

Hans J. Jansen

2013-10-06


 

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